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Abstract

Den Gegenstand des vorliegenden Aufsatzes bilden der Rechtspluralismus, die überlappenden Souveränitäten, die damit einhergehende Fragmentierung staatlichen Handelns und der Mangel an Rechenschaftspflicht, die die neue Architektur der Global Governance kennzeichnen. Es wird die These aufgestellt, dass die weit verbreitete These von der zunehmenden Bedeutungslosigkeit des Staates und der Erosion seiner Souveränität die Tatsache verkennt, dass staatliches Recht und Policies eine entscheidende Rolle für die Umsetzung neoliberaler Agenden auf nationaler und lokaler Ebene spielen. Der Aufsatz führt das Konzept des »listigen Staates« ein, um den Fokus von dem an westlichen Idealen gemessenen (Un-) Vermögen des Staates auf die Beschreibung staatlicher Strategien zu verschieben. Während schwachen Staaten die Fähigkeit fehlt, die Interessen ihrer Bürger zu schützen, zeigen listige Staaten je nach den Interessen, die auf dem Spiel stehen, Schwäche oder Stärke. Im Mittelpunkt des Aufsatzes steht die Dynamik der rechtlich-politischen Strategien gegen die Verarmung und Enteignung, die durch die neuen globalen Normen und Projekte zum Schutz von geistigem Eigentum, zur Erhaltung von Biodiversität und zur Privatisierung von Gemeineigentum in Indien herbeigeführt werden. Die Fallstudien verweisen auf die Entstehung von verwobenen Herrschaftsstrukturen, überlappenden Souveränitäten und komplexen Prozessen der rechtlichen Transnationalisierung, die das Verhältnis von Recht, Staat und Territorialität umgestaltet haben. Ferner offenbaren sie pragmatische, themenbezogene Allianzen zwischen Zivilgesellschaft und Staat. Nicht zuletzt weisen sie auf die Notwendigkeit hin, Prozesse der Globalisierung ethnographisch zu analysieren, die Makro-und Mikroebene miteinander zu verbinden und die unterschiedlichen Pfade der Transnationalisierung des Rechts und des Rechtspluralismus in ihren spezifischen Kontexten zu untersuchen.

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